In der Zeit vom 21. bis 27. November 2024 lud bengo zu den „Digitalen Thementagen“ ein – eine digitale Plattform für den interaktiven Austausch über aktuelle Themen in der Förderpraxis. Auch dieses Jahr brachten sowohl Sie als deutsche Träger, als auch engagierte lokale Partner facettenreiche Perspektiven und Beiträge in angeregte Diskussionen ein, und gemeinsam entfaltete sich ein spannender Dialog. Die aus den Austauschrunden gewonnenen Kernthemen werden nun in die Entwicklung weiterer Formate und die gemeinsame Zusammenarbeit einfließen.
Zusammenfassung der Workshops:
Genderanalyse in der Projektentwicklung und -planung: Ein praktischer Ansatz
Dieser Workshop auf Spanisch beleuchtete, mit welchen Schwerpunkten Genderanalysen von lokalen Projektträgern durchgeführt und wie diese bestmöglich in den Antragsformaten dargestellt werden können. Hierfür stellten zwei lokale Projektträger aus Peru und Kolumbien vor, wie und nach welchen Aspekten sie Geschlechtergerechtigkeit bei der Analyse der Ausgangssituation berücksichtigten. Anschließend erörterten die Teilnehmenden in Gruppen, wie unterschiedliche geschlechtsspezifische Bedürfnisse bei der Projektentwicklung identifiziert und im Kontext analysiert werden können. Insbesondere standen dabei die Herausforderung der Zielgruppendefinition und die Integration der Genderanalyse in die Entwicklung eines Veränderungsprozesses im Fokus. Dem Austausch schloss sich eine Ergebnispräsentation an sowie die Verknüpfung mit der Darstellung in den Projektanträgen. Bengo berät zur Berücksichtigung der Geschlechtergerechtigkeit in Projektanträgen, welche die geschlechtsspezifischen Gleich- beziehungsweise Ungleichheiten im jeweiligen Kontext analysieren und darstellen.
Inklusion praxisnah in Projekte integrieren: Themenaustausch
In diesem Themenaustausch gab der Verein Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V. (bezev) einen Input zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Entwicklungszusammenarbeit. Im Fokus standen die Förderung nachhaltiger, inklusiver Ansätze, die Stärkung lokaler Akteure und die Integration von Inklusion in alle Phasen der Projektentwicklung und -umsetzung. Der Input gab Einblick in das Verständnis von Behinderung und Inklusion, den Zusammenhang zwischen Armut und Behinderung, die UN-Behindertenrechtskonvention und den sogenannten Twin-Track-Ansatz in der Entwicklungszusammenarbeit. Im Anschluss an den fachlichen Beitrag diskutierten Kleingruppen über thematische Schwerpunkte. Dabei erfolgte insbesondere ein Austausch in Gruppen über (1) Zielgruppenansprache und Sichtbarmachung von Menschen mit Behinderung, (2) die Vielschichtigkeit und Komplexität des Themenfelds, (3) Herausforderungen wie Stigmatisierung, schwierige Datenlage und mangelnde Expertise. Im Plenum wurden Ideen und Ansätze erörtert, das Thema in den organisationsinternen Strukturen zu verankern. Dazu erfordert es Bestandsaufnahme und Datenerhebungen und eine ganzheitliche Sicht von Barrierefreiheit. Für die Projekte ist die Zusammenarbeit mit Selbstvertretungsorganisationen und die Nutzung lokaler Expertise von großer Bedeutung. Auf dieser Grundlage können partizipative Ansätze erarbeitet, Technologien genutzt und Kapazitäten vor Ort gefördert werden.
KI-Werkstatt: Perspektiven und Anwendungsmöglichkeiten
Die Veranstaltung ermöglichte einen Austausch über das allgemeine Verständnis der Entwicklung Künstlicher Intelligenz, praktische Anwendungsmöglichkeiten bereits existierender KI-Tools im täglichen Arbeitskontext und im Projektmanagement sowie mögliche Einsatzgebiete in Entwicklungsprojekten. Nach einem inhaltlichen Impuls zum aktuellen Stand der KI-Entwicklung, damit verbundenen Trends und Technologien sowie ethischen Fragen und Risiken wurde in Kleingruppen zu oben genannten Themenfeldern diskutiert. Den Teilnehmenden war dabei ein Wechsel zwischen den Themenfeldern möglich. Die Teilnehmenden diskutierten, wie KI für die Erstellung von Projektanträgen, Berichterstattung, Monitoring und Evaluierung genutzt werden kann und welche Tools in der Praxis hilfreich sein können. Weiterhin tauschten sich die Teilnehmenden zu Best Practices in Projekten, Potenzialen und Einsatzgebieten sowie der Nutzung von KI durch lokale Partnerorganisationen aus. Dabei wurde auch die Notwendigkeit der kapazitätsbildenden Maßnahmen, die Förderung der SDGs durch Künstliche Intelligenz sowie Einsatzmöglichkeiten von KI in verschiedenen Fördertiteln besprochen.
Evaluationen im Fördersystem Private Träger: Möglichkeiten, Arten und Umsetzung
Die Austauschrunde fand auf Englisch statt und bot neben deutschen Trägerorganisationen somit auch lokalen Partnern die Möglichkeit, sich über verschiedene Evaluierungsaspekte im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit auszutauschen. Ein einführender Beitrag gab einen Überblick über das Themenfeld und einen Einblick in den Einstieg der Evaluationspraxis sowie die verschiedenen Evaluierungsmodelle im Fördersystem Private Träger. Anschließend wurde in einer der Kleingruppen über praktische Hinweise, Methoden und Ansätze diskutiert. Ein weiterer Themenraum behandelte die Rahmenbedingungen in Projekten für Evaluationen. In einem dritten Raum konnten sich die Teilnehmenden zu persönlichen Erfahrungen, Erfolgen und Nachteilen sowie Peer-Learnings austauschen. Im Plenum wurden dann gesammelte Erfahrungswerte und Good Practices sowie Herausforderungen und Lösungsansätze geteilt, um den Nutzen von Evaluierungen auch für zukünftige Projekte zu diskutieren. Lokale Partner brachten Bedarfe, Erfahrungen und Perspektiven aus dem lokalspezifischen Kontext mit ein und ergänzten den Austausch zu Rolle und Beziehung zwischen den Trägern und Partnerorganisationen vor Ort.
Alter und Inklusion: Themenaustausch
Im Fokus der Austauschrunde stand das Thema Alter und Inklusion in der Entwicklungszusammenarbeit. Zur Einführung stellte HelpAge Deutschland zunächst die Bedeutung der Berücksichtigung der Rechte und Bedürfnisse älterer Menschen in relevanten Themenfeldern vor. Anschließend berichtete die philippinische Partnerorganisation COSE (Coalition of Services of the Elderly) sowie HelpAge Tansania über ihre Initiativen und Ansätze und die spezifischen Herausforderungen der Inklusion älterer Menschen im jeweiligen sozioökonomischen Länderkontext. In einer abschließenden Diskussionsrunde konnten Teilnehmende Fragen stellen und sich über ihre Gedanken und eigenen Erfahrungen austauschen. Dabei entstand ein Austausch zu partizipativer, kontextsensitiver Programmplanung, Alter als Querschnittsthema in der Projektarbeit, politischer Vernetzungsarbeit, Advocacy, intergenerationalen Ansätzen, Modellinterventionen und Kapazitätsentwicklung.
Partnerschaft auf Augenhöhe: Erfolgsfaktoren und Herangehensweisen
In dieser Veranstaltung stellten lokale Partnerorganisationen zunächst einige Thesen vor, zu denen sich die Teilnehmenden im Anschluss in Kleingruppen austauschten und über ihre eigenen Erfahrungen sprechen konnten. Insbesondere wurde dabei über förderliche und hinderliche Aspekte sowie Ansätze und Haltungen diskutiert. Die Kleingruppen diskutierten zu Best Practices und Lessons Learned und stellten dies anschließend im Plenum vor. Die Austauschrunde befasste sich mit der praktischen Umsetzung einer gleichberechtigten Partnerschaft in der Zusammenarbeit und wie partnerschaftliche Zusammenarbeit im Projektalltag organisiert werden kann. Die lokalen Projektpartner stellten dabei insbesondere den Weg zu kultureller Integration, das Erfordernis der Mitgestaltung und des regelmäßigen Engagements zur Überprüfung und Neugestaltung von Strategien heraus. Dabei wurde betont, dass dies nur auf der Grundlage von Vertrauen und Ownership passieren kann. Erörtert wurden zudem die Bedeutung der jeweiligen Kontexte der verschiedenen Akteure, die Relevanz und zugleich Begrenztheit finanzieller Flexibilität sowie der Mehrwert eines verstärkten Austauschs zwischen lokalen Trägern. Offene Fragen betrafen insbesondere den passenden Zeitpunkt und die geeignete Art, die Kommunikation zwischen den Partnern einzuleiten, besonders im Umgang mit der potenziell sensiblen Thematik der Ressourcenverteilung – stets im Einklang mit der zentralen Bedeutung von Ownership und Vertrauen.
Resümee:
Die zweiten Digitalen Thementage von bengo stießen auf breites Interesse. Insbesondere durch den Einbezug der lokalen Partnerorganisationen boten die diesjährigen Digitalen Thementage wieder Raum für angeregten Austausch und ermöglichten vielfältige fachliche Einblicke in verschiedene Aspekte der Projektarbeit. Die Teilnehmenden der Veranstaltungen hatten im Nachgang die Möglichkeit sich über einen EG-Community Space auszutauschen und auf vertiefendes Material zugreifen zu können. Eine Dokumentation in Form der Ergebnisprotokolle sowie der Präsentationen der eingebrachten Beiträge sind in Kürze auf unserer Webseite verfügbar.
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